Vortrag Eugen Drewermann "WARUM KRIEG?"  /

youtube, Dez. 2017

 

... ein paar Auszüge:

 

 

"... (Frage Remarque...) an Sigmund Freud:  Warum Krieg?... Freud behalf sich...:  Es zeigt sich jetzt, was wir auch in Friedenstagen hätten sehen können, dass der Staat das Verbrechen nicht unter Verbot stellt, um es aus der Welt zu schaffen, sondern um für sich selber ein Monopol darauf zu erheben - wie auf den Import von Tabak, von Zucker. 

All die Dinge, die im Umgang des Privatmannes mit seinesgleichen unter staatliches Verbot gestellt werden, sind augenblicklich eine gewissermaßen heilige Pflicht, wenn der Staat darangeht, dem Bürger genau diese Verhaltensweisen vorzuschreiben: 

Du sollst nicht töten. Du musst töten!

Du sollst nicht rauben und stehlen. Duhast zu rauben und zu stehlen!

Du sollst nicht Frauen und Kinder ermorden.  Du musst... 

Und das alles mit dem einen Begriff : ´Für das Vaterland´. Oder wenn Sie nicht mehr national gesonnen sind: ´Für unsere humanitären Werte´, ´Für die abendlämndischen Werte´.

Und immer wieder werden Menschen belogen, um mit scheinbar großartigen Idealen in das Unmenschliche hineingetrieben zu werden. ...

Dass wir dem Staat, der uns regiert,

immer noch erlauben, sich die Option des Krieges offenzuhalten,

statt als Bürger darauf zu bestehen,

dass die uns Regierenden an die Gebote gefälligst sich zu halten haben, nach wir uns im Umgang miteinander halten... 

-  die Schizofrenie muss irgendwann beendet werden...

Wir hätten die Pflicht,

das Niveau der Menschlichkeit, das wir gewonnen haben in den letzten 5 bis 6 Jahrtausenden

zu internationalisieren, wirklich zu globalisieren und keine Ausnahmen mehr zu dulden...

 

"..., damals 1956...    ...Wir weigern uns, Konrad Adenauer zu folgen und den Amerikanern recht zu geben: ´der Westen muss militarisiert werden im Kampf gegen den Kommunismus.´ 

Man hat damals erklärt, so isses ja auch gar nicht,

wir werden nur Soldaten, um nicht tun zu müssen, was Soldaten tun. 

Wir brauchen furchtbare Waffen bis hin zum Einsatz potentiell von Atomwaffen,

aber das tun wir nur, damit uns niemand wagt  anzugreifen. 

Wir müssen ganz stark sein, wir müssen töten können, damit wir nicht töten müssen.

Das alles war ein moralisches Splitting, das schon damals deshalb nicht aufgehen konnte, weil ernstlich Drohen bedeutet, das Angedrohte im Bedarfsfall dann auch zu tun.

Und genau das wird trainiert auf den Kasernenhöfen.

Damals konnte die Barmer Synode, protestantischerseits erklären, wer A sagt, muss auch B sagen.

Wie bringt man Menschen bei töten zu können? 

Die US-Army hat heute etwa 100000 GIs, die an Posttraumatischem Stress-Disorder leiden.  Sie sind mit den Nerven am Ende. Sie sind nicht die American Heros, die man gerne in Hollywood filmen würde.  Sie sind Zerbrochene

 ... man hielt es nicht aus.

Aber man kann es trainieren.

Noch einmal Konrad Lorenz:  Wir sind so effizient beim Töten, weil wir in Wirklichkeit nicht sehen, was wir machen.  Unsere Rezeptoren empfangen nicht die Wirkung unserer Handlungen. 

Damit sind unsere Gefühle ausgeschaltet.

Lorenz meinte:  Wenn ein norales Stadtkind einen Hasen mit den Händen greifen, bei lebendigem Leib zerreißen und roh essen sollte, würde es wahrscheinlich lieber Hingers sterben, als auf diese Art sich zu ernähren.

Aber wir können Menschen töten in 2 km Entfernung... Da stirbt irgendwo ein Mensch, er wird anihiliert, füsiliert, er verschwindet, nichts weiter...

Helmut Schmidt konnte noch einmal sagen, Soldat sein ist kein Beruf, sondern eine Pflicht.

Darüber hätte man mit ihm, der Kant verehrte, lange debattieren müssen:  kann Soldat-Werden je eine Pflicht sein?

Aber was er immerhin wusste, Schmidt, und auch aus eigener Erfahrung, war, dass das niemals ein Beruf wird wie jeder andere.

Die Verlogenheit ist krass und wieder basierend auf einer Sichtblende.... 

Wir verehren die Verkehrten. Wir glauben an Ideale, die es nicht gibt, gar nicht geben kann,

die Wirklichkeit nämlich wird nicht diktiert aus der Perspektive der vermeintlichen Sieger. 

Schauen wir uns den Krieg mal an aus der Perspektive der Unterlegenen ...

Sehen wir endlich den Krieg aus der Perspektive derer, die an ihm leiden, der unschuldig ins Desaster Gezogenen... 

...Schlachten... das alles sollte wie normal wirken, vaterländisch groß  .  das Schreckliche, das uns als Normalität und als Pflicht beigebracht wird...

...Wenn ihr es nicht einmal bei der Atombombe lernt, was Krieg bedeutet, wann denn dann?  Gibt´s denn da kein Halten für die Idiotie! 

Oh ja, Ihr habt Angst vor dem Gegner, aber die meiste Angst solltet ihr haben vor euch selber, ihr eskaliert in jede Form der Psychose und nennt das verantwortliche Politik.

Was macht man mit Menschen, um sie gefügig zu bekommen, inzwischen auch die Frauen... 

...kann man ihnen beibringen.

Aber was man ihnen beibringt, ist ungeheuerlich... Ein Soldat auf dem Exerzierplatz bekommt ein einziges beigebracht: 

was du fühlst, ist gleichgültig,

was du denkst, ist unmaßgeblich,

was du bist, ist unmaßgeblich,

deine Person spielt überhAupt keine Rolle  -  deshalb die absolut sinnlosen Kommandos...

Die Mechanisierung des Körpers zugunsten der Fabrikation von denkenden Menschen zu reinen Werkzeugen im Getriebe des Todes -

das wird gelernt aus den Übungsplätzen des Militärs überall auf Erden.  Höchst erfolgreich, weil alle anderen Einflüsse abgeschaltet werden...

 

"... Wenn Menschen aufhören, einander zu verstehen, hat das Gründe.

Und dem nachzugehen wäre unendlich viel wichtiger als zu sagen: 

Und wir wissen es, und die sind eben deshalb die Unrichtigen. 

Und weil es um alles geht, müsen wir sie töten...

 

"... Wenn sie erst einmal beginnen, in dieser Weise Rationalität zu predigen,

haben Sie nur noch die Anwendung der Tötungsmaschinerie.

 Sie sind selber nichts als eine Maschine.

Man hat Ihnen die Gefühle wegerzogen. 

Deshalb behaupte ich, anthropologisch gesehen, psychologisch gesehen,  ist Frieden nur möglich bei einer Persönlichkeit, die mit sich selber identisch ist.

Und ich empfehle sehr den Lehrern, nichts zu unterrichten, was man geistig als Inhalt nicht zugleich auch fühlen könnte. Und umgekehrt nichts fühlen zu lehren, was man nicht vor dem Forum der Vernunft auch rechtfertigen könnte. 

Die Einheit von Gefühl und Gedanke macht den ganzen Menschen.

Die Vereinseitigung ist in jeder Richtung gefährlich, und die Vereinseitigung der Intellektualität noch viel schlimmer: 

Gefühle haben Inhalte, Max Scheler konnte sprechen vom Wert ´Fühlen´, was wir fühlen in  der Liebe, hat einen Wert, was Sie hassen und verachten, hat negativ auch eine Wertsetzung. 

Der Intellekt ist völlig hilflos im Grunde, er ist wie ein Jagdhund.

Wenn Sie ihm sagen, such ihn, dann sucht er ihn, aber er kommt selber nicht da drauf, sich Ziele zu setzen

Der Intellekt ist stark als Hilfsmittel, aber er ist keine eigene Quelle von irgendetwas.  Und das macht ihn so gefährlich. Er ist missbrauchbar für all das, was man ihm vorgibt...

 

 

 

"...Was macht denn die Kirche in all der Zeit? 

Natürlich hätte sie längst in den Widerstand gehen müssen.

Tut sie aber nicht und kann sie auch wahrscheinlich nicht, weil sie seit den Tagen Konstantins in der Einheit ist.  Sie ist staatstragend.

Damit verrät sie die Revolution des Mannes aus Nazareth nach Strich und Faden.

Das ist nicht nur so in der Frage von Krieg und Frieden... 

Die Bergpredigt endet mit den Worten: ´Richtet Ihr überhaupt gar nicht!´ Und Jesus lebt und lehrt Vergebung, bedingungslose absolute Vergebung. 

Auch das ist der beste Beitrag für Befriedung. 

Genau das haben wir aber nicht nötig, wir sitzen ständig zu Gericht. Entweder im Namen Gottes oder zumindest des deutschen Volkes.  Wir trennen die Guten und den Bösen entsprechend unseren Gesetzen. 

Da könnten wir sogar Martin Luther noch zitieren, und sagen: Wenn du wirkllich gute Werke willst, musst du die Person schauen: wie wurde denn ein Mensch, wie er ist?  ´Alle Gesetze´, schreibt Martin Luther 1525, ´können dir nur sagen, was du tun sollst.  Sie geben dir aber nicht die Kraft dazu.´ 

Gut sein kann ein Mensch nur durch Güte, die erfahren hat. 

Vergebung ist der Gegenbegriff der staatlichen Gerechtigkeit.  Mit Jesus können Sie keinen Staat organisieren.  Sie können ihn demontieren und auseinandernehmen. Und das ist wunderbar.

Jacques Jean Edmond Georges Gaillot
war 13 Jahre lang katholischer Bischof von Évreux. Nach einem Konflikt mit dem Vatikan und seiner Amtsenthebung ist er seit 1995 Titularbischof von Partenia und Internetseelsorger. Wikipedia

 

"Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts."

 

 

"...Shaw:  ´Alle großen religiösen Urkunden sind wie die großen Wasserströme: der Nil, der Hoangho, der Euphrat. 

Wer Durst hat, muss aus ihnen trinken. 

Aber wer aus ihnen trinkt, braucht eine Kläranlage. Sost vergiftet er sich.´

-- die Kläranlage für das Christentum? Etwa die Person Jesu.

 

..."