Sehr geehrte Frau
Bundeskanzlerin,
Ihr Eintreten vor 2 Tagen am 21.11.18 im
Bundestag für einen weltweiten Pakt zugunsten einer ´sicheren,
geordneten und regulären Migration´ bleibt mir ein Rätsel:
Sie erklären es als im ´wohlverstandenen Interesse Deutschlands´, für
weltweit vergleichbar menschenwürdige Migrationsbedingungen zu sorgen
– dies multilateral zu verabreden. Klingt zunächst positiv.
Jedoch: Selbst wenn dergleichen eine halbwegs realistische
Zielvorgabe darstellte, bedürfte es dazu einer völlig anderen Fassung
und keines Papieres, das alles mehrfach wiederholt und dennoch in
wachsende Unschärfen hinein variiert und das Überwachbarkeit letzten
Endes v o r alles Humanitäre stellt (was immer
man darunter verstanden wissen will) !
Deutsches Interesse an dergleichen sehe ich nicht, sofern ein solches
mit ´Steuerbarkeit´ in eins gesetzt wird (= für mein Begreifen
Haupttenor des Pakts). Steuerbarkeit m u s s
angesichts der Zahlen und Problemlagen fraglos Illusion bleiben !
… Also sollte man damit auch nicht winken !
Ich w i d e
r s p r e c h e :
Es muss deutsches und EU-Interesse, ja, es muss P f l i c
h t sein (da liegt unser Aktionsfeld !), den
übergroßen historischen wie aktuellen (!) Ursachen-Anteil endlich aus
der Welt zu schaffen, den u.a. Deutschland wie die EU daran tragen, dass
politische Verfolgungen, Kriege und Elends-Strukturen zig Millionen
Menschen aus ihren angestammten Lebensräumen hinauszwingen.
Also:
– Treiben wir endlich Handel auf Augenhöhe, erlauben insbesondere
den am meisten europa-abhängigen Staaten Afrikas, ganz wie wir das auch
getan haben, mit Hilfe von Schutzzöllen ihren Volkswirtschaften einen
Wettbewerbs-Ausgleich zu verschaffen und lassen wir deren Produkte und
Leistungen zollfrei hierher!
– Verzichten wir auf jede Art von Waffenhandel nach außerhalb der
EU.
– Und hören wir auf, mit Druck erreichen zu wollen, was wir gerne
hätten.
– Zahlen wir fair für das, was wir brauchen oder einfach nur haben
wollen und zwingen wir Rohstoffbesitzer nicht länger in die Beschränkung
auf Rohstoffhandel !
– Die Probleme sind dadurch verbreitet und deshalb groß, dass wir
sie so verbreitet überhaupt erst mitgeschaffen haben und dass wir uns
angewöhnt haben, ihnen auch rundum verbreitet und groß, also tendentiell
unangemessen standardisiert und multilateralisiert, beikommen zu
wollen.
Unser diesbezüglicher multilateraler Machbarkeitswahn ist extrem
aufwändig und vollzieht sich zudem über die meisten Köpfe, um die es ja
gehen soll, hinweg !
Außerdem kann dieser Machbarkeitswahn ja nicht wirklich überdecken,
wie phantasielos wir an Wirtschaftsordnungs-Fragen herangehen, uns
jenseits von Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit nichts vorstellen können,
uns einzureden wissen, dass wir die Welt ja insgesamt so voranbrächten
– als Welteister im Ignorienen von Fremdinteressen, die ja
offenbar niemals so hoch wie unsere eigenen zu veranschlagen sind (?)
…
Wann endlich wird uns klar, dass wir auch hier extreme
Ressourcen-Verschwendung betreiben ? (Wie oft, wenn Sie ehrlich
Um- und Rückschau halten ´kreißt der (Gipfel- & Konferenzen-) Berg Jahre
und Jahre und gebiert kaum mehr als eine Maus´ – zuweilen auch
so etwas wie Gift-Vipern immerhin mit hochglänzender Haut?!
Lesen Sie doch bitte den Text des da von Ihnen propagierten
Multilateral-Paktes so, wie Sie als Wissenschaftlerin lesen
würden, nicht als Politikerin, die sich darin geübt hat, Disparates in
möglichst verwaschenen Formeln zusammenzubinden, statt dazu zu stehen,
dass sich manches glaubwürdig hilfreich einfach nicht zusammenbinden
lässt !!
– Sie müssten sich schütteln wie ich… – angesichts der
da vorwärts wie rückwärts verrührten ´Häppchen´ aus noch den
widersprüchlichsten berücksichtigbaren Positionen samt den ihnen
zugeordneten Leerformeln ….
Klare Kompromisse über das, was wer wie anzupacken bereit ist bis zu
welcher Grenze, wären etwas völlig anderes als das im Pakt-Papier
Vorgelegte !
Ermöglichen wir doch endlich Menschen, die in ihren angestammten
Heimaten nicht mehr leben können, individuelle Förderkontakte, wo immer
sie neue Heimaten für sich suchen !
Medium dafür: geeignet zu konstruierende,
staatlich-öffentlich gut gebaute und kontrollierte
Internet-Vermittlungs- & Fonds-Plattformen.
Betrieben von Deutschland wie den EU-Ländern gemäß ihren jeweiligen
Landes-Entscheidungen – zunächst einmal für alle
unmittelbaren MIttelmeeranrainer und sämliche Menschen des von Europa
seit 500 Jahren reichlich gebeutelten Afrika .
So ließe sich der Zuzug überschaubar halten und Probleme und
Möglichkeiten hier wie in Heimatnähe in zahlreichen Alternativen angehen
!
Für die einen ergäbe sich so ein wenigstens halbwegs gedeihliches
Fußfassen mit neuen Selbstorganisations-Elementen in ihren alten
Nachbarschaften, für die anderen eines weit weg, etwa hier in D
und allen Ländern, die sich über solche Plattformen erreichbar machten
– auf Zeit oder auf Dauer und als Brückenbauer/innen in die
Regionen und zu den Menschen, mit denen sie vor ihrer Verelendung ihr
Leben geteilt haben und alte Vertrautheiten vermissen!
Und wir bekämen es nicht mit als Verwalteten noch einmal weiter
Traumatisierten zu tun, sondern mit aktiv und voller Phantasie-Lust
Kontaktierten und kooperativ zu neuem Fairplay Aufbrechenden !
Wer dergleichen wollte, erhielte Vorbereitung in Primär-Flucht-Oase X
und persönliche Begleitung beim Ankommen hierzulande, nähme niemandem
hier etwas weg – denn er träfe auf freiherzige
Anbieter/innen…zu neuen Lebens- und Wirtschafts-Kooperationen, statt auf
oft frustrierendste Bürokratie und politisches Gezänk um Status- und
Leistungsgewährungsfragen.
Wer dergleichen nicht wollte, für den bestünden über die hier
vorgeschlagenen Plattformen entsprechende Spielraum-Ermöglichungen in
Flucht-Oase X in Heimatnähe.
D a s müssten die Horizonte von Zuwanderungsgesetzen
werden – keine Brain-drain-Bestimmungen, wie sie derzeit in
unterschiedlicher Offenheit propagiert werden.
Und s o wäre ´Entwicklungshilfe´ in fairen
Impuls-Austausch zu wandeln – bereits weit diesseits so oder
so aufzufahrenden weltweit floatenden Investitions-Kapitals, das für
Investoren-Profit weit mehr sorgt als für ein wirkliches Auskommen bis
dahin in Verelendungen getriebener Menschen in wirtschaftlich
schwachen Regionen …
Werden wir persönliche Ansprechpartner, vermitteln wir sie, ermutigen
wir alle persönlichen wie so oder so institutionellen Ebenen dazu und
nutzen wir das Internet als so bisher noch nicht durchdachtes und
instrumentalisierbares Vernetzungs-Instrument (! – Denken
wir Digitalisierung doch einmal auch so !!!) –
und lassen im Kontakt wachsen, was menschenwürdiges Miteinander-Umgehen
wirtschaftlich wie kulturell bedeuten könnte.
Vertrauen wir auf die Findigkeit aller – lassen wir im Tun
wachsen, was Perspektiven schafft – Punkt für Punkt im Kleinen !
Die ´Panzersperre Sozialneid´, also eine gleichsam festungsbegrenzte
Rivalität zwischen angestammten und hinzukommenden Benachteiligten
entstünde so erst gar nicht oder kaum…
Und verändern wir unsere Systeme so, dass Benachteiligungs-Trends
(die gedeihlich im Griff zu haben, wir in D wie den EU-Ländern weit
entfernt sind) baldmöglichst ihr allen sichtbares und
einleuchtendes Ende finden ! Behausen wir einander in ganz vielen
Hinsichten neu !
Über Stellschraubenpolitik geht das nicht !!! Und:
Über völkische Phantasien erst recht nicht !!!
Wer bisher in der EU unter unsäglichen Anstrengungen stranden konnte,
sollte ankommen dürfen und bleiben – dort, wohin er es nun einmal
geschafft hat und Anbindung und Beschäftigung findet.
Daneben lässt sich danach trachten, mit ihm/ihr zusammen (auf ganz neuen
Verfahrenswegen) über kurz oder lang ggf. wieder heimatnah erste
zukunftsrächtige Auskommensmöglichkeiten anstoßen zu helfen …
Denn Mauerritzen für neue Saat lassen sich immer ausmachen, wo man sie
sucht …
In der mobilen Welt, die wir uns geschaffen haben, sind sogenannte
Residenzverpflichtungen, also auch Verteilungsquoten nicht realisierbar.
Das zu leugnen, verschrägt verhängnisvoll Vieles.
Perspektiven ergeben sich nur da, wo Eingesessene und Neuankömmlinge
mal gemeinsamere, mal distanziertere Wege suchen und gehen.
Unterschiede sind oft schmerzhaft – also muss es um
Linderungen gehen: für jeden gemäß seinen Bedürfnissen, wie
Politik überhaupt Bedürfnisse produktiv und phantasievoll, womöglich
unorthodox, aber Abhilfe anstrebend und setzend beantworten sollte…
(nicht die via Versäumnis verschrägten, sondern die allen Menschen
grundeigenen !!)
Ideen-Austausch und Realisierungs-Spielraum, statt Schag-Abtausch !
– Das wäre in meinen Augen die Richtung, in die wir denken lernen
sollten, damit wir auch den Klimawandelsfolgen nicht nur im
MIgrationsbereich anders begegnen können als bisher !
Es gilt – in den Elendsgebieten dieser Welt und den
elends-benachbarten wie in den europäischen Fluchtoasen – an und
in den Menschen heilen zu helfen und zu lassen, dass und wie sehr ihnen
auch von uns übel mitgespielt wurde und wird …
Abschiebungen und Barrikaden heilen nichts, im Gegenteil !
Starren wir bei nichts länger auf Grenzwerte, auf
Vertragsformulierungen, auf Eingrenzungs- und Steuerungsmöglichkeiten!
Darüber entsteht je länger je mehr erschöpfend und lähmend viel
´Absurdistan´…
Wenn wir nicht ausführen, was wir uns über unsere politischen
Vertreter/innen als Gesetz gegeben haben, handeln wir unangemessen
– oder wir haben ein unangemessenes Gesetz zustande gebracht !
Letzteres mit Sicherheit keine Seltenheit!
Durchforsten Sie, bitte, mit Nachdruck die Regelungsgefüge, die Sie
mitgeschaffen haben, samt Ein- bzw. Nichteinhaltung – Sie
stehen schließlich für Beides ! – und suchen Sie selbst wie Ihre
ganz verschiedenen Polit-Kolleg/innen, bitte, nicht länger Heil in
Alibi-´K ä m p f e n´ (niemand braucht solche Heroismen !) und in
´Multilateralismen´ voller Augenwischerei … !
Schaffen wir unter uns eine Atmosphäre, in der wir die Freude
wiederentdecken an allem, was dieser Planet materiell wie ideell für uns
bereit hält, was wir alle einander zu geben und voneinander zu empfangen
hätten, wenn uns S p i e l r ä u m e endlich
einmal annähernd so wichtig wären wie ´Steuerschrauben´.
Wo solche Freude uns trägt, mag die Fühllosigkeit schwinden, Kräfte und
Mittel einfach weiter blindlings zu verplempern !!
Wo solche Freude uns trägt, mag der Reiz erwachen, einander mit neuem
Eifer zu immer gedeihlicherem Kräfte- & Mittel-Einsatz anzuregen … !!!
Denken, kommunizieren und machen wir die Dinge einfach täglich
selbstverständlicher so wenig toxisch wie möglich …
Der Effekt wird ungleich umfassender und weniger
kontraproduktivitätsgehemmter sein als der Wust von gut gemeinten
Steuerungsregeln, unter dem immer mehr einzelne, Unternehmen und
Gemeinwesen (be)trügerisch wegzutauchen sich wechselseitig ´anstecken´…
Verständigen wir uns vorwurfsfrei über Toxizitäten, die uns
unterlaufen, die wir aber, sobald sie uns bewusst werden, nicht wollen
können – mehrheitlich ! – Und erwarten einfach im
täglichen Mit- wie Auseinander als Erwerbstätige, Verbraucher, Wähler,
Mitberater, Entscheider, Gestalter /innen wechselseitig einen
Aufbruch zu erkenntnisgemäßerem Tun wie Lassen!
Schauen wir in Korrenspondenz dazu endlich wirklich selbstkritisch
auf ´unseren´ Umgang mit den Gesellschaftsverträgen etwa der in der EU
zusammengeschlossenen Staaten, den wir in der Regel zunehmend aufwändig
auszugestalten geeigt sind:
Wieviel Aufwand betreiben wir, in Tausenden von Rechts- &
Sozialbereichen Gängelungs-Systeme zu erfinden und auszubauen, die
Verhalten X konditionieren (sollen) – und es dann doch nur in
kastrierter Form ans Tageslicht zu ´heben´ oder zu pressen vermögen … ?!
Oder nennen ´Freiheit´, wo wir unangemessene Spielräume zulassen, gar
für förderungswürdig halten und erklären ? !
Regelung geht nicht grundsätzlicher und in grundsätzlicher
Einfachheit lebensförderlicher ?
Regelungssysteme verführen zu mäandrischer Ausfächerung ins
unüberschaubar Ziselierte, das am Ende nichts und niemandem mehr gerecht
wird. Sie gehören regelmäßig auf den Prüfstand !
Wer jedoch die Welt, wer Politik als ´K a m p f´- Arena begreift, in
der Abwehr- und Erreichungs-´Kämpfe´ alle Kräfte wert zu sein vorgeben,
hat ein rundum überdimensioniertes Feld zu beackern, auf dem
Sebstbeweihräucherungen und Abschätzigkeiten gleichermaßen wuchern,
Nährendes aber zu Tode nitriert wird…
Ich bedaure sehr, mich zu Anmahnungen wie in diesen Zeilen veranlasst
zu sehen: Ich wähne keine Weltverschwörungen in Pakten wie dem von
Ihnen propagierten zu weltweiter MIgrationssteuerung.
Ich stolpere jedoch über einen einmal mehr in meinen Augen irrigen
Kraftakt, der nichts steuern helfen wird, da Steuerung in Gemengelagen
wie jenen zig-millionenfacher Heimatverluste nicht greifen k a n n
! Da ist nichts zu kanalisieren, möglichst irgendwie
vorbeizuleiten, von allen zusammen zu ´schultern´ trotz sehr
unterschiedlichster Mitverantwortlichkeiten….
Ich stolpere über das nicht wirklich Grundsätzlich-Werden-Wollen, das
Sie und Ihre Polit-Kolleg/innen wieder und wieder an den Tag legen,
nahezu gleich, um welche Fragen es geht. Ich stolpere über die so
evozierten Gegnerschafts-Rituale, die sich messen lassen können mit
unseren schlimmsten Umweltgiften…
Es sind regelrechte ´Futterberge´, die Sie damit nicht zuletzt auch
regierungsseits mit aufhäufen als wohlfeile ´ Nahrung´ für alle, die
Vertrautes schwinden fühlen und Vertrautheit wieder ´völkisch´
buchstabieren zu sollen glauben… – zänkisch wie in düstersten Vortagen
auch !
Lassen Sie bitte ab von Multilateralismen wie dem hier alibiweise auf
den Weg gebrachten Migrationspakt !
Und tragen Sie, wo immer Sie können, zu einer anderen Art von Respekt
vor menschlichen Selbstorganisationsrechten & -Fähigkeiten bei !
Unterstützen Sie Vorteilsnahme-Praktiken nicht länger !
Ersetzen Sie solche in Ihrem unmittelbaren Wirkungskreis durch klare
Fairplay-Vorgaben gegenüber allen, denen gleichberechtigte Spielräume
zuzugestehen, uns zwar ein Umdenken und neue Handlungsweisen
abverlangte, aber auch bei uns für sich positiv verändernde
Lebensqualitäten zu sorgen geeignet sein könnten !
Dies der drängende Wunsch, den ich Ihnen mit diesem Schreiben ans
Herz legen möchte, so Sie ihn nachzuvollziehen bereit sein sollten.
Merci für Ihre Aufmerksamkeit und Beste Grüße
Gabriele Weis
vgl auch:
gw/MULTILATERALISMUS und MIGRATION
|