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gw/ Beitrags-Chronologie
Bernau, 15.4.2018

OFFENER BRIEF:
 
 
 
 
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Bernd Ulrich - Presseclub 15.4.18

 
 
 
Sehr geehrter Herr Ulrich,


ich möchte Ihnen ganz ausdücklich danken für eine sicherlich überaus wichtige Äußerung im heutigen Presseclub!


In meinen Augen ist sie zentral für ein Verstehen dessen, was uns da bedrängt, mehr aber noch, womit Politik wie Medien unseres Gesichtskreises uns und alle wechselseitig bedrängen...





„Wichtiger, glaube ich, ist, als nur die Methoden und die Arenen anzukucken: was ist eigentlich das große Ding, das gerade läuft, was ist die Haupttriebkraft. Und bezogen auf Russland, und da ist Russland ja nicht alleine, sondern was Putin macht, er versucht immer da, wo der Westen schwächer wird, eine Schwäche zeigt, wo er stagniert und, wie Herr Kornelius gerade gesagt hat, keine Phantasie entwickelt, wo er sich zurückzieht, da geht man rein.
 
Und der Zweck der ganzen Geschichte ist - aus Sicht der Russen, sagen wir mal, und auch vieler anderer auf der Welt, endlich Augenhöhe herzustellen zwischen dem Westen oder den USA und dem Rest der Welt. Und ich glaube, das einzig Kluge, was man machen könnte, wenn jetzt Washington noch berechenbar ist oder zumindest kann Europa das jetzt schon versuchen, von sich aus diese Augenhöhe herzustellen.

Man darf nicht vergessen, das ist das historische Erbe, was wir zu verwalten haben aus dem Blickwinkel des Rests der Welt:

die westlichen Demokratien waren in sich demokratisch, standen aber in einem autokratischen Verhältnis zum Rest der Welt. Also wir hatten eine solche Übermacht, dass wir soviel bestimmen konnten, soviel Nutzen von der Globalisierung einseitig hatten
- und diese Einseitigkeit geht jetzt verloren,

Man könnte dieser ganzen zersetzenden Politik von Putin etwas entgegensetzen, indem man von sich aus sagen würde, wir schaffen jetzt eine Welt ohne unsere Arroganz jedenfalls.


Ich denke auch überhaupt nicht, dass der Hauptadressat einer postarroganten westlichen Politik Putin sein müsste, aber hat sich denn schon mal irgend jemand ernsthaft bei den Arabern entschuldigt für alles das, was in den letzten zehn Jahren, zwanzig Jahren, 100 Jahren da passiert ist. Hat man gesagt, es tut uns wirklich leid...?!



Es ist meiner Wahrnehmung nach die e i n z i g e Äußerung in den 30 rund Jahren seit der Epochenwende weg von den bipolaren Nachkriegsstrukturen (!!), die ausspricht, was längst vielfältig ins öffentliche Bewusstsein der westlichen Gesellschaften hineingesprochen worden sein und unser gegenwärtiges Verstehen der aggressiven Nebelkerzen-Politik der jüngeren Zeit bestimmen und tragen sollte !!!



Leider war dieser Denkansatz im weiteren Gesprächsverlauf des heutigen Presseclub nicht weiter von Interesse - obgleich, moderativ den Schwenk zur gängigen Putinerei vollziehend, von Herrn Schönenborn immerhin als "hochspannend" qualifiziert...



Anders als ich haben Sie ja möglicherweise eine Position, von der aus Sie sich mit dieser Einschätzung der Hintergrundsachlage Woche für Woche möglichst eindringlich in die Köpfe unserer Zeitgenossen schreiben können:
Es geht nicht einfach um Gelassenheit, statt aufgeregten Kriegsgeschreis, wie Herr Kornelius die aktuellen Politik-Möglichkeiten akzentuiert sehen wollte.

Es geht mit Sicherheit um jene Post-Arroganz namentlich des sogenannten Westens im internationalen Umgang - letztlich aber aller, wenn denn näherungsweise so etwas wie   F r i e d e n   zustande kommen,  s t a t t   weiterhin und in noch größerem Maße als bisher   v e r s p i e l t   werden soll....



Was ich zum aktuellen Syrien.Beschuss ins Netz gestellt habe, finden Sie bei Interesse unter folgedem Link:


http://buergerbeteiligung-neu-etablieren.de/POLITISCHES/M/wenn___die___n_e_b_e_l_k_e_r_z_e.html




Merci für Ihre Aufmerksamkeit und Haltung sowie beste Wünsche aus dem Südschwarzwald!

Gabriele Weis