Hier
findet sich die
inhaltliche Grundlage für den Gesamtprozess Gemeinwohl-Ökonomie
optimal in
20 Punkten zusammengefasst: |
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Die "AG
Gemeinwohl-Ökonomie" (attac saar) beschäftigt sich mit
dem von Christian Felber (Attac Österreich) erarbeiteten Konzept einer
anderen Art des Wirtschaftens. Die AG informiert sich und andere - und
verfolgt das Ziel, im Saarland mit interessierten Unternehmen
gemeinwohlökonomisch zu wirtschaften. |
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Die „Gemeinwohl-Ökonomie“ deckt die
grundlegenden Elemente einer alternativen Wirtschaftsordnung
ab und ist gleichzeitig offen für die Kombination und Synergie mit
anderen Alternativen. Ziel ist die Schaffung eines verbindlichen
Rechtsrahmens für gemeinwohl-orientiertes Werteschaffen. |
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Die inhaltliche Grundlage für den
Gesamtprozess Gemeinwohl-Ökonomie ist in 20 Punkten zusammengefasst: |
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1. Die
Gemeinwohl-Ökonomie beruht auf denselben
Grundwerten,
die unsere Beziehungen gelingen lassen: Vertrauensbildung,
Wertschätzung, Kooperation, Solidarität und Teilen. Nach aktuellen
wissenschaftlichen Erkenntnissen sind gelingende Beziehungen das, was
Menschen am glücklichsten macht und am stärksten motiviert. |
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2. Der rechtliche Anreizrahmen
für die Wirtschaft wird umgepolt von Gewinnstreben und Konkurrenz auf
Gemeinwohlstreben und Kooperation.
Unternehmen werden für gegenseitige Hilfe und Zusammenarbeit belohnt.
Kon(tra)kurrenz ist möglich, bringt aber Nachteile. |
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3. Wirtschaftlicher Erfolg
wird nicht länger mit (monetären) Tauschwertindikatoren gemessen,
sondern mit (nichtmonetären) Nutzwertindikatoren. Auf der Makroebene
(Volkswirtschaft) wird das BIP als Erfolgsindikator vom
Gemeinwohl-Produkt abgelöst, auf der Mikroebene (Unternehmen)
die Finanzbilanz von der Gemeinwohl-Bilanz. Diese wird
zur Hauptbilanz aller Unternehmen. Je sozialer, ökologischer,
demokratischer und solidarischer Unternehmen agieren und sich
organisieren, desto bessere Bilanzergebnisse erreichen sie. Je besser
die Gemeinwohl-Bilanz-Ergebnisse der Unternehmen in einer
Volkswirtschaft sind, desto größer ist das Gemeinwohl-Produkt. |
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4.Die Unternehmen mit guten Gemeinwohl-Bilanzen
erhalten rechtliche Vorteile: niedrigere Steuern,
geringere Zölle, günstigere Kredite, Vorrang beim öffentlichen Einkauf
und bei Forschungsprogrammen et cetera. Der Markteintritt wird dadurch
für verantwortungsvolle AkteurInnen erleichtert; und ethische,
ökologische und regionale Produkte und Dienstleistungen werden billiger
als unethische, unökologische und globale. |
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5. Die Finanzbilanz wird zur
Mittelsbilanz. Finanzgewinn wird vom Zweck
zum Mittel und dient dazu, den neuen Unternehmenszweck
(Beitrag zum allgemeinen Wohl) zu erreichen. Bilanzielle Überschüsse
dürfen verwendet werden für: Investitionen (mit sozialem und
ökologischem Mehrwert), Rückzahlung von Krediten, Rücklagen in einem
begrenzten Ausmaß; begrenzte Ausschüttungen an die MitarbeiterInnen
sowie für zinsfreie Kredite an Mitunternehmen. Nicht verwendet werden
dürfen Überschüsse für: Investitionen auf den Finanzmärkten (diese soll
es gar nicht mehr geben), feindliche Aufkäufe anderer Unternehmen,
Ausschüttung an Personen, die nicht im Unternehmen mitarbeiten, sowie
Parteispenden. Im Gegenzug entfällt die Steuer
auf Unternehmensgewinne. |
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6. Da Gewinn nur noch Mittel, aber kein Ziel
mehr ist, können Unternehmen ihre optimale Größe
anstreben. Sie müssen nicht mehr Angst haben, gefressen zu werden und
nicht mehr wachsen, um größer, stärker oder profitabler zu sein als
andere. Alle Unternehmen sind vom allgemeinen Wachstums- und
wechselseitigen Fresszwang erlöst. |
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7. Durch die Möglichkeit, entspannt und
angstfrei die optimale Größe einzunehmen, wird es viele kleine
Unternehmen in allen Branchen geben. Da sie nicht mehr wachsen wollen,
fällt ihnen die Kooperation und Solidarität mit anderen
Unternehmen leichter. Sie können ihnen mit Wissen, Know-how,
Aufträgen, Arbeitskräften oder zinsfreien Krediten helfen. Dafür werden
sie mit einem guten Gemeinwohl-Bilanz-Ergebnis belohnt – nicht auf
Kosten anderer Unternehmen, sondern zu deren Nutzen. Die Unternehmen
bilden zunehmend eine solidarische Lerngemeinschaft, die Wirtschaft wird
zu einer Win-win-Anordnung. |
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8. Die Einkommens- und
Vermögensungleichheiten werden in demokratischer Diskussion und
Entscheidung begrenzt: die Maximal-Einkommen auf zum
Beispiel das Zehnfache des gesetzlichen Mindestlohns; Privatvermögen auf
zum Beispiel zehn Millionen Euro; das Schenkungs- und Erbrecht auf zum
Beispiel 500 000 Euro pro Person; bei Familienunternehmen auf zum
Beispiel zehn Millionen Euro pro Kind. Das darüber hinausgehende
Erbvermögen wird über einen Generationenfonds als „Demokratische
Mitgift“ an alle Nachkommen der Folgegeneration verteilt:
gleiches „Startkapital“ bedeutet höhere Chancengleichheit. Die genauen
Grenzen sollen von einem Wirtschaftskonvent demokratisch ermittelt
werden. |
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9. Bei Großunternehmen gehen
ab einer bestimmten Größe (zum Beispiel 250 Beschäftigte) Stimmrechte
und Eigentum teil- und schrittweise an die Beschäftigten und die
Allgemeinheit über. Die Öffentlichkeit könnte durch direkt gewählte
„regionale Wirtschaftsparlamente“ vertreten werden. Die
Regierung soll keinen Zugriff/kein Stimmrecht in öffentlichen
Unternehmen haben. |
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10. Das gilt auch für die
Demokratischen Allmenden, die dritte Eigentumskategorie neben
einer Mehrheit (kleiner) Privatunternehmen und gemischt-besessenen
Großunternehmen. Demokratische Allmenden (auch „Commons“) sind
Gemeinwirtschaftsbetriebe im Bildungs-, Gesundheits-, Sozial-,
Mobilitäts-, Energie- und Kommunikationsbereich: die „Daseinsvorsorge“. |
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11. Eine wichtige Demokratische Allmende ist
die Demokratische Bank. Sie dient wie alle Unternehmen
dem Gemeinwohl und wird wie alle Demokratischen Allmenden vom
demokratischen Souverän kontrolliert und nicht von der Regierung. Ihre
Kernleistungen sind garantierte Sparvermögen, kostenlose Girokonten,
kostengünstige Kredite und ökosoziale Risikokredite. Der Staat
finanziert sich primär über zinsfreie Zentralbankkredite.
Die Zentralbank erhält das Geldschöpfungsmonopol und
wickelt den grenzüberschreitenden Kapitalverkehr ab, um
Steuerflucht zu unterbinden. Die Finanzmärkte in der
heutigen Form wird es nicht mehr geben. |
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12. Nach dem Vorschlag von John Maynard Keynes
wird eine globale Währungskooperation errichtet mit
einer globalen Verrechnungseinheit („Globo“, „Terra“) für den
internationalen Wirtschaftsaustausch. Auf lokaler Ebene können
Regiogelder die Nationalwährung ergänzen. Um sich vor unfairem Handel zu
schützen, initiiert die EU eine Fair-Handelszone
(„Gemeinwohl-Zone“), in der gleiche Standards gelten oder die Zollhöhe
sich an der Gemeinwohl-Bilanz des Hersteller-Unternehmens orientiert.
Langfristziel ist eine globale Gemeinwohl-Zone als
UN-Abkommen. |
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13. Der
Natur wird ein Eigenwert zuerkannt, weshalb
sie nicht zu Privateigentum werden
kann. Wer ein Stück Land für den Zweck des Wohnens, der Produktion oder
der Land- und Forstwirtschaft benötigt, kann eine begrenzte Fläche
kostenlos nutzen. Die Überlassung ist an ökologische Auflagen und an die
konkrete Nutzung geknüpft. Damit sind Landgrabbing, Großgrundbesitz und
Immobilienspekulation zu Ende. Im Gegenzug entfällt die
Grundvermögenssteuer.. |
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14. Wirtschaftswachstum ist kein Ziel mehr,
hingegen die Reduktion des ökologischen Fußabdrucks von
Personen, Unternehmen und Staaten auf ein global nachhaltiges
Niveau. Der Kategorische Imperativ wird um die ökologische
Dimension erweitert. Unsere Freiheit, einen beliebigen Lebensstil zu
wählen, endet dort, wo sie die Freiheit anderer Menschen beschneidet,
denselben Lebensstil zu wählen oder auch nur ein menschenwürdiges Leben
zu führen. Privatpersonen und Unternehmen werden angereizt, ihren
ökologischen Fußabdruck zu messen und auf ein global gerechtes und
nachhaltiges Niveau zu reduzieren. |
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15. Die Erwerbsarbeitszeit
wird schrittweise auf das mehrheitlich gewünschte Maß von dreißig bis 33
Wochenstunden reduziert. Dadurch wird Zeit frei für drei andere zentrale
Arbeitsbereiche: Beziehungs- und Betreuungsarbeit (Kinder, Kranke,
SeniorInnen), Eigenarbeit (Persönlichkeitsentwicklung, Kunst, Garten,
Muße) sowie politische und Gemeinwesenarbeit. Infolge dieser
ausgewogeneren Zeiteinteilung würde der Lebensstil konsumärmer,
suffizienter und ökologisch nachhaltiger. |
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16. Jedes zehnte Berufsjahr ist ein
Freijahr und wird durch ein bedingungsloses Grundeinkommen
finanziert. Menschen können im Freijahr tun, was sie wollen. Diese
Maßnahme entlastet den Arbeitsmarkt um zehn Prozent – die aktuelle
Arbeitslosigkeit in der EU. |
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17. Die repräsentative Demokratie wird ergänzt
durch direkte und partizipative Demokratie.
Der Souverän soll seine Vertretung korrigieren, selbst Gesetze
beschließen, die Verfassung ändern und Grundversorgungsbereiche – Bahn,
Post, Banken – kontrollieren können. In einer echten Demokratie sind die
Interessen des Souveräns und seiner Vertretung ident – Voraussetzung
dafür sind umfassende Mitgestaltungs- und Kontrollrechte des Souveräns. |
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18. Alle zwanzig Eckpunkte der
Gemeinwohl-Ökonomie sollen in einem breiten Basisprozess durch intensive
Diskussion ausreifen, bevor sie von einem direkt gewählten
Wirtschaftskonvent in Gesetze gegossen werden. Über das
Ergebnis stimmt der demokratische Souverän ab. Was angenommen wird, geht
in die Verfassung ein und kann – jederzeit – nur wieder vom Souverän
selbst geändert werden. Zur Vertiefung der Demokratie können weitere
Konvente einberufen werden: Bildungs-, Medien-,
Daseinsvorsorge-, Demokratiekonvent … |
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19. Um die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie von
Kind an vertraut zu machen und zu praktizieren, muss auch das
Bildungswesen gemeinwohlorientiert aufgebaut werden. Das verlangt eine
andere Form von Schule sowie andere Inhalte, z. B. Gefühlskunde,
Wertekunde, Kommunikationskunde, Demokratiekunde, Naturerfahrenskunde
und Körpersensibilisierungt. |
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20. Da in der Gemeinwohl-Ökonomie
unternehmerischer Erfolg eine ganz andere Bedeutung haben wird als
heute, werden auch andere Führungsqualitäten gefragt
sein: Nicht mehr die rücksichtslosesten, egoistischsten und
„zahlenrationalsten“ Manager werden gesucht, sondern Menschen, die
sozial verantwortlich und -kompetent handeln, mitfühlend und empathisch
sind, Mitbestimmung als Chance und Gewinn sehen und nachhaltig
langfristig denken. Sie werden die neuen Vorbilder sein. |
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Die Gemeinwohl-Ökonomie ist weder das beste
aller Wirtschaftsmodelle noch das Ende der Geschichte, nur ein
nächster möglicher Schritt in die Zukunft. Sie ist ein
partizipativer und entwicklungsoffener Prozess,
und sucht Synergien mit ähnlichen Ansätzen. Durch das
gemeinsame Engagement zahlreicher mutiger und entschlossener Menschen
kann etwas grundlegend Neues geschaffen werden. Die Umsetzung erfordert
intrinsische Motivation und Eigenverantwortung, rechtliche Anreize,
einen ordnungspolitischen Rahmen sowie Bewusstseinsbildung. Alle
Menschen, Unternehmen, Organisationen und Gemeinden können sich am Umbau
der Wirtschaftsordnung in Richtung Gemeinwohl-Ökonomie beteiligen.
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Merci
für diese hervorragend gefasste Zielformulierung
für aussichtsreiche Schritte in Richtung
erforderlich gewordener Systemwandungsprozesse !
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